Wofür wir uns engagieren

Psychische Probleme und kinder- und jugendpsychiatrische Erkrankungen sind häufig mit Scham verbunden. Nicht selten reagiert man auch heute noch mit Unverständnis gegenüber den betroffenen Kindern und Jugendlichen und auch gegenüber den Familien. Man spricht deshalb auch vom Stigma (Zeichen oder Schandmal) der psychischen Erkrankung. Kein Wunder, dass das Recht am eigenen Bild, die Frage: „Will ich in der Öffentlichkeit als jemand mit einem psychischen Problem erkannt werden?“ für viele Betroffene schon lange dazu geführt hat möglichst unsichtbar zu sein, am besten nicht gesehen zu werden oder sich hinter eine Maske im Alltag zu verstecken.

Die Aktion Stadtgesichter unterstützt Kinder und Jugendliche. Sie ist das genaue Gegenteil, bekannte Gesichter und auch unbekannte werden durch Kreativität und farbliche Gestaltung in den Mittelpunkt gestellt. Der Ausdruck spricht für eine Haltung, die einen kreativen Einsatz für Kinder- und Jugendliche provozieren will.

In unserer Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm spielt Kreativität und Ausdruck therapeutisch eine große Rolle. Gerade weil viele unserer Patientinnen und Patienten sich nicht selten für ihre Probleme geschämt haben, ist es wichtig wieder zu lernen sich auszudrücken und verschiedene kreative Medien sind dabei extrem hilfreich, sei es die Musik, sei es das bildnerische Gestalten, gemeinsame Theateraktivitäten etc.

Kreativität fördern heißt hier konkret Kindern helfen. Auch Psychotherapie ist ein kreativer Prozess mit dem Ziel Selbstbewusstsein und Entfaltungsmöglichkeiten zu stärken. Letztendlich dient unsere Arbeit der Verbesserung der Teilhabechancen der Kinder und Jugendlichen mit psychischen Problemen, die sich in unserer Behandlung befinden.

Unsere Patienten haben vor einigen Jahren dafür eine knappe Formel gefunden: „Dazugehören“. Fachbegriffe wie Inklusion, Teilhabe, aber auch die Integration z.B. von geflüchteten Kindern und Jugendlichen lassen sich wunderbar mit dieser Formel zusammenfassen: Jedes Kind möchte irgendwo dazugehören, möchte nicht ausgeschlossen sein, möchte nicht gemobbt oder ausgegrenzt werden. Die Zugehörigkeit zur Familie, zu einem Freundeskreis, zu einer Sportmannschaft, zu einem Chor, zu einer Kirche gibt viel Kraft, Halt und Orientierung und es ist seelisch oft nichts schwerer zu ertragen als sich völlig allein und nirgendwo zugehörig zu fühlen.

Die ‚Aktion Stadtgesichter machen neugierig auf Kreativität und andere Menschen. Sie wecken auch den Wunsch dazuzugehören. Wir freuen uns sehr über die Unterstützung der Aktion Stadtgesichter e.V.

 

Prof. Dr. Jörg M. Fegert
Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm

Kongresspräsident des XXXV. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie zum Thema „Dazugehören!
Bessere Teilhabe für traumatisierte und psychisch belastete Kinder und Jugendliche“